Am 18. Oktober 2017 war die Operation, die Folgen sind noch immer spürbar - im wahrsten Sinnes des Wortes.
Weiterhin muss ich regelmäßig schmerzhafte Dehnungsübungen machen und die Narben massieren. Ständig habe ich das Gefühl, ein straffes Seil um den Brustkorb gewickelt zu haben. War wohl nix mit der sechs Monat Prognose, dass dann alles gut sei. Da war das Tattoo-Studio genauer: ich schlug dort auf, um mich nach einem großflächigen Tattoo über dem Brustkorb zu erkundigen. "Wann war denn die Operation?" wurde ich gefragt. Als ich das Datum nannte, wiegelte der junge Mann an der Rezeption ab - es müssen mindestens zwei Jahre vergehen, bis man sich an so ein Unterfangen wagen könne.
Ich bin wirklich erstaunt, dass es doch ein/zwei Menschen gibt, die meinen Blog über Kamele lesen (möchten). Diesen Personen bin ich wohl eine Erklärung schuldig, warum es im Moment nicht weitergeht:
Nachdem ich Ende letzten Jahres diese ganze Brustkrebs-Geschichte überstanden hatte, nahm ich mir vor, die letzten Jährchen so angenehm wie möglich zu verbringen. Auch ein wenig Luxus wollte ich mir gönnen und so hat sich die alte Frau einen Sportwagen als Zweitfahrzeug zugelegt. Ich weiß, es ist albern mit 64 Jahren einen Zweisitzer zu fahren - hat aber total Spaß gemacht.
Auch mein Amerika-Aufenthalt gehörte zur neuen 'Luxus-Einstellung' dazu. Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet, mir wenig gegönnt und einiges gespart. Das Geld sollte für Notzeiten ein Pölsterchen bilden, aber wenn man Krebs hat, dann spielen Pölsterchen keine Rolle mehr. Habe keine Lust zu sterben und noch Geld auf dem Sparbuch zu haben.
Damit meine Tiere während meines Amerika-Aufenthaltes versorgt sind, sollte mir eine Back-Packerin helfen. Über Wochen habe ich sie eingeschult, sie im Rahmen meiner Möglichkeiten bestens versorgt - um nicht zu sagen verwöhnt - und war guten Mutes, dass alles gut geht.
Diese Person hat mich maßlos enttäuscht. Sobald ich ihr den Rücken zugekehrt habe, hat sie sich ein feines Leben gemacht. Ich fahre alle 8-10 Tage einkaufen ... sie ist jeden zweiten Tag mit meinem Sportwagen in die nächste Stadt (55 km entfernt) gefahren. Ich hatte Kontrolle über ihre Ausflüge, da ich ihr eine Kreditkarte gegeben hatte und über die Abrechnung verfolgen konnte, wo sie sich wann einen Kaffee gekauft hat. Ich habe eine Kaffee-Maschine, warum sie in ein Café gehen muss...aber ok ... ich will nicht kleinlich sein.
Diese Person ist fast 30 Jahre alt, hat sich aber zeitweise wie ein Kleinkind benommen. Wenn Versuche, ihr etwas beizubringen nicht recht fruchteten und ich etwas schärfer oder spöttischer/sarkastischer wurde, fing sie an zu heulen! Ich war zeitweise sprachlos, nahm mich dann zurück, um den Frieden nicht zu gefährden. V.a. Maßregelungen beim Auto fahren waren absolut tabu! Ich habe dann einfach nur noch die Augen fest zugemacht, wenn es meiner Ansicht nach zu einer gefährlichen Situation kam.
Sie war uneinsichtig, egoistisch und handelte wie eine verwöhnte Göre. Und so kam es wie es kommen musste: sie baute einen Unfall.
Mein Bruder und ich sind in Kalifornien 3 Wochen durch die Auto-Hölle gefahren. Kalifornien hat nur 1/3 der Fläche von Süd-Australien, aber über 40 Millionen Einwohner (SA hat 1,4 Mio). Die meiste Zeit waren wir auf 6-8spurigen Autobahnen unterwegs, wo sich Autos Stoßstange an Stoßstange bewegten. So viel Verkehr habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Nicht nur zur rush-hour, nein, ununterbrochen, 24/7.
Wir sind 4.657 km gefahren - für mich der reine Stress - haben aber nicht eine gefährliche Situation gehabt.
Diese blöde, arrogante Kuh hat es geschafft, auf einem 12 km langen Stück Straße das einzige Auto zu rammen, dass vor ihr herfuhr! Der Vordermann bremste, weil Schafe auf der Straße waren und sie rammte das Gefährt mit solcher Wucht, dass mein Wagen Totalschaden war.
Glücklicherweise entstand kein Personenschaden (obwohl ich bis heute nicht weiß, wie es der Person im anderen Fahrzeug ergangen ist), aber die Meldung vom Unfall erhielt ich ... von meiner Nachbarin. Das feige Arschloch war so mit sich selber beschäftigt, dass sie es nicht für erforderlich hielt, mit mir zu reden [aber in die Kneipe ist sie gegangen und hat sich an der Schulter eines Mannes ausgeflennt!].
Natürlich war der Urlaub in dem Moment für mich gestorben. Ich habe meinen Rückflug umgebucht und bin eine Woche früher zurück geflogen. ... Meiner Aufforderung, mich vom Flughafen (mit meinem Landcruiser) abzuholen, ist sie auch nicht nachgekommen. Sie verließ mein Haus bevor ich zurückkehrte ... without a trace ...
Die Tiere waren alle o.k. - Gott sei Dank!
Ich sitze jetzt mit einem Verlust von $ 25.000,- da. Das Auto war - da gebraucht gekauft - nicht Vollkasko versichert. Natürlich hätte es schlimmer ausgehen können - aber auch besser. Wenn sie sich an meine Anweisungen gehalten hätte, wenn sie sich verantwortungsvoll bewegt hätte, wenn, wenn, wenn.
In meinen Kamelblog will ich die Bilder und Hinweise auf diese Person löschen. Mir kommt halt das Kotzen, wenn ich mir die Photos angucken muss. Aber es wird schon. Mein beste Eigenschaft: ich bin resilient!
Bis demnächst, man liest sich.
Da habe ich den Termin für die nächste Physiotherapie abgesagt.
Letzten Dienstag war ich dort, in der Hoffnung auf einen "quick fix". Die Therapeutin war echt nett, hat sich alles angehört, mir Übungen demonstriert und ... ORDENTLICH die Narben bearbeitet. Bumm, tat das weh. Es hat geholfen! Das Gefühl, einen Strick um den Brustkorb gewickelt zu haben, bin ich los. Es zieht noch immer, aber anders.
Sicher wäre eine weitere Sitzung angebracht aber, ich mag nicht. Ich lebe lieber mit dem unangenehmen Gefühl der Beengung als mit der Aussicht, hart massiert zu werden. So dauert es halt etwas länger und ich jammer noch ein wenig herum.
sind jetzt vergangen. Aktuelle (Un-)wohlbefindlichkeits-Situation:
1. Psychisch ... kein Problem. Ich vermisse die Dinger nicht, fühle mich auch nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil, wenn ich über unebenes Gelände fahre oder mal schneller gehe, wackelt nichts. Alles gut soweit.
2. Physisch ... noch immer Schmerzen wenn ich die Rippen abtaste, v.a. im Bereich, wo die Brustdrüsen waren. Die Schmerzen seitlich am Rippenbogen sind verschwunden. Das schlimmste ist dieses abschnürende Gefühl, als wenn ein Seil um den Brustkorb gespannt ist. Manchmal möchte ich diese imaginäre Fessel mit der Hand greifen und wegreissen. Ständig sehe ich mich veranlasst Dehnübungen zu machen - in der unbewussten Hoffnung, das "Seil" weiter zu machen. Keine Ahnung, ob das jemals wieder verschwindet? Habe keine aussagekräftige Informationen im www gefunden, nur ähnliche
Berichte von Leidensgenossinnen.
Der Chirurg wollte mich nach der Operation noch einmal sehen, hatte aber im November keinen Termin frei. Gestern war es so weit und ich fuhr zwei Stunden in die Stadt, sass zwei Stunden im Wartezimmer und fuhr zwei Stunden wieder zurück, um fünf Minuten mit dem Arzt zu reden. Ich legte ihm eine detaillierte Liste meiner Serom-Punktat-Menge der vergangenen Wochen vor, erzählte von den Komplikationen (Nahtdehiszenz und Schmerzen) ... alles ohne einen sichtbaren Eindruck zu hinterlassen. Er besah sich kurz die Narben und wart wohl zufrieden, sagte, dass eine Kontrolluntersuchung nicht erforderlich sei, ich aber gerne in sechs Monaten wieder vorstellig werden könnte.
Ich glaube eher nicht.
Wenigstens hat es diesmal nichts gekostet!