Finale (1)
Am Montag hatte ich für den Burli meine Autoversicherung erhöht. Bis dahin war nur ich als Fahrer angemeldet. Mit der Bekanntgabe seiner Daten und $50,- Aufschlag darf er eine Woche lang meinen Panzer fahren.
Mittwoch, 04.30 Uhr - sicherheitshalber bin ich gefahren. Im Dunklen und der Gefahr mit einem Känguru zu kollidieren war es gescheiter, dass ich fahre. Um 05.35 Uhr ging der Zug, den ich spot-on erreichte, der Burli ist mit dem Auto zurück. In Adelaide um 06.40 Uhr angekommen und wieder die Überlegung: Taxi oder marschieren? Naja. Bis 11.00 Uhr ist Zeit genug, also 45 Minuten zu Fuß gegangen. Aufnahme-Prozedere wie gehabt, aber diesmal keinen Selbstbehalt löhnen müssen. Warum auch immer - die Anästhesiologie jedenfalls wollte Tags zuvor ihre $ 200,- überwiesen haben.
Zuerst wurde mir ein Doppelzimmer zugewiesen. Ohne auf Instruktionen zu warten, zog ich mir gleich das bereitliegende Totenhemd und die Stützstrümpfe über. Ich bin ja schließlich lernfähig. Noch ein paar Formulare mit der diensthabenden Schwester ausgefüllt, dann war es schon 11.00 Uhr. Erneut ging es per Aufzug ins Souterrain, und im Vorbereitungsraum traf ich endlich auf den Anästhesisten (ein anderer als bei der Lumpektomie: dick, gemütlich und freundliche Augen). Ich berichtete ihm von der schmerzvollen Aufwachphase beim letzten Mal und bat darum, mehr Schmerzmittel gegen Ende der Op zu erhalten. Der Arzt war aufmerksam und verständnisvoll, konnte meine Erfahrungen nachvollziehen. Sowas kann vorkommen, meinte er ... irgendwas mit Cortex...versuchte er zu erklären. Er will sich bemühen, dass es diesmal nicht so ist. Der Chirurg sagte kurz Hallo - und ab gings in den Op.
Ohne viel Tamtam setzte der Profi die Braunüle, das milchige Propofol floss in meine Ader ... weg war ich.
Die Uhr zeigte 14.30 Uhr als ich meine Augen aufschlug. Keine Schmerzen, gut so. Eine halbe Stunde später wurde ich zurück auf die Station geschoben - in ein Einzelzimmer! Welch positive Überraschung. Mit Abklingen der Narkose setzten dann doch Schmerzen ein. Wiederholt wurde ich gefragt, ob ich Medikamente wolle, lehnte aber ab. Solange ich mich nicht bewege, sind die Schmerzen erträglich. Das Tablettenschlucken spar ich mir noch auf.
Die erste Nacht verlief wieder sehr unruhig. Alle zwei Stunden die Kontrollen: Blutdruck, Temperatur, Sauerstoffsättigung und Wundschwellung. Aber am unangenehmsten waren zwei Manschetten an den Unterschenkeln, die sich rhythmisch aufbliesen und mit einem 'Plop' wieder den Druck entließen. Die Schwester insistierte auf die Dinger. Ich soll mit der Nachtschwester verhandeln, vielleicht lässt sie sich eher erweichen. Als ich auf die Toilette musste, blieb sie neben der Tür stehen - ich könnte ja umfallen. Einerseits verständlich, dass sie sich streng an ihr Protokoll hielt, andererseits recht unflexibel. Sobald die erfahrene Nachtschwester kam, war ich die Manschetten los und konnte mich wieder frei bewegen.
Zwei Drainageschläuche liefen seitlich aus der Op-Wunde und mündeten in je eine Vakuumflasche. Diese Schläuche verursachten den größten Schmerz. Irgendwie drückten sie auch auf die Rippen - es fühlte sich an, als wenn jemand dauernd mit dem Finger in die Seite bohrt.
Am Morgen nahm ich dann doch eine Paracetamol, die Schmerzen waren erträglich, Bewegung eingeschränkt und ich ziemlich k.o. Als der Chirurg zu seiner Morgenvisite erschien, teilte ich ihm mit, dass ich mich nicht fit für eine Entlassung fühle. Kein Problem - ich könne so lange bleiben, wie ich will.
Der Tag plätscherte so dahin, die Nacht war wieder beschissen, am zweiten Morgen fühlte ich mich noch nicht besser, aber ich wollte Heim. Die Drainagen sollen so lange drin bleiben, bis weniger als 50 ml/24h sezerniert werden. Auch recht. Mir war alles recht. Hauptsache Heim und ordentlich schlafen.




kelef am 01.Nov 17  |  Permalink
wie geht es ihnen denn jetzt?

und ja: heim ins eigene bett und keine nächtlichen kontrollbesuche von schwestern, kein morgenappell um irrwitzige zeiten, all diese kleinigkeiten: die grösste sehnsucht, die ich jeweils nach den diversen operationen hatte. man wird bescheiden.

clare am 02.Nov 17  |  Permalink
Danke der Nachfrage!
Baby steps 😐. Jeden Tag ein wenig besser. Geht mir aber zu langsam. Ich sollte geduldiger mit dem alten Körper sein.

kelef am 02.Nov 17  |  Permalink
das mit der geduld ist so eine sache, wie wir wissen. die hab ich leider auch nie gehabt, und dann jahrzehnte später die rechnung gekriegt mit diversen verwachsungen und ähnlichen idiotien. war halt immer was anderes wichtiger: studium, kind, job, so der reihe nach. und immer irgendwelche viecher, nicht zu vergessen.

halten sie sich bitte ein bisserl zurück, es nutzt ja nix wenn sie heute der welt ein bein auszureissen versuchen und dann eine woche lang nicht richtig nach luft schnappen können: schon versucht, kein vergleich ...