Doomsday (1)
Soll ich ein Taxi nehmen oder nicht? Es ist 06.45 Uhr und um 07.00 Uhr soll ich an der Rezeption sein. Einmal quer durch die Stadt – von der North zur South Terrace laufen (2,9 km) wird sicher mehr als 30 min dauern! Egal, komm ich halt zu spät - sie können eh nicht ohne mich anfangen. Ich packte meinen kleinen Rucksack auf den Rücken und marschierte Richtung Süden.
Als ich ankam, brauchte es noch eine Weile bis ich aufgerufen wurde. Es war viel los, Montag morgen eben. Irgendwann war es doch geschafft. Hatte den 500 - Dollar - Selbstbehalt per Kreditkarte bezahlt, ein fesches, nicht abnehmbares Armband mit meinen persönlichen Daten umgelegt bekommen und wurde von einer jungen Frau in den 3. Stock des Krankenhauses geführt. Zimmer 05 war jetzt meines, allerdings mit einer anderen Patientin zu teilen. Eine Krankenschwester tauchte auf und informierte mich über den weiteren Ablauf.
Nicht lange und ein junger Mann führte mich in ein anderes Gebäude, gegenüber des Krankenhauses. Ein Röntgeninstitut in dem die Tortur beginnen sollte. Zunächst ganz harmlos: auf einer Liege in Rückenlage, suchte eine Angestellte mit der Ultraschallsonde nach dem Stückchen Metall, dass an die Stelle verbracht wurde, wo ich die Stanzbiopsie hatte. Offensichtlich wurde sie fündig, stand auf und suchte die diensthabende Ärztin. Zusammen versuchten sie den besten Winkel zu finden, um ein Stück Draht einzuführen. Ein „hook wire“ sollte platziert werden, um dem Chirurgen den rechten Weg Richtung Tumor zu weisen. Die Lokalanästhesie – wie gehabt zunächst oberflächlich, dann eine zweite in die Tiefe – war schon nicht angenehm, aber das herumbohren mit dem Draht ließ mich leicht an die Decke gehen. Haben die nur Kochsalzlösung gespritzt? Und sie bohrte und fummelte, war aber nicht in der Lage durch das Gewebe zu dringen. Plan B wurde besprochen und ich in den Röntgenraum verbracht. Wie gehabt wurde die Brust eingequetscht, eine neue Lokalanästhesie in einem anderen Winkel gesetzt. Und erneutes bohren und fummeln und probieren, um den Führdraht einzubringen. Röntgenkontrollen, ein wenig nachbessern, zwischendurch verschwanden die handelnden Personen. Es tropfte an meinem Oberkörper entlang. Komisch, mir ist zwar warm, aber richtig schwitzen tue ich nicht, wieso tropft es? Da kapierte ich: Blut tropfte. Recht fleißig. Ich stand noch immer mit eingequetschter Brust, die Damen wollten einen Tupfer auflegen, mussten aber feststellen, dass die Packung schon leer war. Was für Dilettanten. So ein unprofessionelles Vorgehen wie hier, habe ich schon lange nicht erlebt. Auch das sich die Ärztin ständig bei den Mitarbeitern rückversichern musste, als wüsste sie nicht, was als nächstes zu tun wäre. Ich war kurz davor das Handtuch zu schmeißen. Sie sollten mich aus der sprichwörtlich beklemmenden Lage befreien und ich gehe heim. Mir reicht es. Mir tat die Brust höllisch weh – ein Hund muss nicht so leiden! Warum kann man mir nicht eine Kurznarkose verabreichen, warum muss ich alles live und in Farbe miterleben? Ich war angepisst.
20 Minuten dauerte es, bis die Blutung stoppte. Das wurde zwar als ungewöhnlich zur Kenntnis genommen, unternommen wurde aber nichts. Merkwürdig, dass vor einem chirurgischen Eingriff keine Blutuntersuchung erfolgte! Auch kein Lungenröntgen – ich sehe gesund aus, also ist eine Hämatologie wohl nicht nötig.
das einzig gute daran ist, daß du es nun hinter dich gebracht hast.
beim lesen denkt man, man könnte gegen solch eine behandlung protestieren; jedoch ist es schwer inmitten einer solchen situation. du wußtest ja nicht, wie lange das weitergeht und mit gequetschter brust....blutend....
erhol dich gut.
Danke schön, es geht schon wieder!