Freitag, 8. September 2017
Was soll das hier?
Trotz meines fortgeschrittenen Alters, lerne ich noch neue Seiten von mir kennen.

Ich wurde mit der Diagnose Brustkrebs im Anfangsstadium diagnostiziert und muss das erst einmal verarbeiten. Komischerweise möchte ich mit niemanden darüber sprechen. Ich habe es verschiedenen Leuten mitgeteilt, vermeide aber das Gespräch wie der Teufel das Weihwasser. Ich möchte kein Mitleid, keine "heads-up" Empfehlungen, ich will meine Ruhe. Muss selber klar kommen.
Schreiben hilft mir, denke ich, deshalb habe ich den Blog aktiviert. Ich versuche, die neue Situation so sachlich wie möglich anzugehen, lasse keine Emotionen zu. Heulen und Selbstmitleid verboten, obwohl mir natürlicherweise danach ist.



Verdrängen
Was soll schon sein? 6 mm, dass ist doch nichts. Hatte schon immer Zysten in der Brust, die verkalken halt mit der Zeit. Ich lebe wie ein Mönch, habe nie geraucht, trinke keinen Alkohol, koche täglich selber, war nie übergewichtig. Kurz ich bin für mein Alter (Bj 54) recht fit.
Obwohl, die Genetik! Die ist ein Hund. Meine Mutter hatte Krebs und wurde mehrfach operiert und hatte auch Bestrahlungen und Chemotherapie. Allerdings erst mit 80 Jahren. Ich habe keinen Krebs, kann einfach nicht sein.

Bingo. Volltreffer. Ein "Ductales Carcinom in Situ" DCIS. So heißt das also, wenn man Krebs hat. Der Hausarzt teilte es mir am 06.09. emotionslos mit, mir zog es den Teppich unter den Füssen weg. Ich hätte am liebsten losgeheult, beherrschte mich aber. Die Vorzimmerdame organisierte einen Termin bei einem Brustchirurgen zwecks Weiterbehandlung. Ich hätte noch am selben Nachmittag nach Adelaide fahren sollen! Wie stellen die sich das vor? Sieben Stunden spazieren fahren - es war bereits 12.30 Uhr - und im Dunkeln nach Hause kommen? Der nächstmögliche Termin ist nächste Woche, am 14.09.

Ich habe mir vorgenommen, egal was mir empfohlen wird, mir beide Brüste amputieren zu lassen. Beidseitige Mastektomie. Weg mit den Dingern, sind in meinem Alter für nichts mehr nutze. Und ich werde nach zwei Tagen Heim gehen! Mal sehen, ob ich das durchziehe.



Überraschung!
Es sollte nur eine Routineuntersuchung sein, so wie alle zwei Jahre. Anfang August erhielt ich die Einladung, die Mammographie durchführen zu lassen und am 18. August stand ich auf der Matte. Der Befund sollte innerhalb von 14 Tagen im Briefkasten landen.
Doch an Stelle eines "alles-in-Ordnung-Briefes" klingelte am Montag morgen (28.08.) das Telefon. Ein freundliche Stimme mit britischem Akzent teilte mir mit, da wären Auffälligkeiten im Röntgenbild zu erkennen und ich möge doch nach Adelaide in eine Assessment Clinic kommen. Sie gab mir einen Termin am Donnerstag 09.00 Uhr.
Das hieß früh aufstehen, 06.00 Uhr wegfahren, 100 km durch mit jedem Kilometer dichter werdenden Berufsverkehr, in eine Parkgarage und zu Fuß in die Klinik.
Nach dem Empfang führte mich die Mitarbeiterin in eine Umkleidekabine, wo ich ein vorne zu öffnendes Hemdchen bekam, anschließend in den Wartebereich, wo auch warme Getränke bereitgestellt waren. Aber lange saß ich nicht, schon wurde ich einer Ärztin vorgestellt, die mir den Befund erklärte. In meiner linken Brust war ein 6 mm großer Bereich mit winzigen kleinen weißen Punkten zu sehen: Mikrokalzifikationen. Die KÖNNEN Anzeichen für ein Karzinom sein, es sollte abgeklärt werden. Doch zunächst noch einmal Brustquetschung, sprich erneute Röntgenbilder mit der modernsten Technik in mehreren Ebenen.
Nach Fertigstellung besprachen sich die Experten und kamen zu dem Entschluss, eine Stanzbiopsie wäre das Mittel der Wahl, um zu einer aussagekräftigen Diagnose zu kommen.
Na super, davor hatte ich mich gefürchtet. Aber ich will mich nicht anstellen, andere haben das auch ausgehalten. Also, hopp, auf den Tisch, in Bauchlage, den Kopf zur Seite, die betreffende Brust durch ein Loch nach unten hängend. Was sich da abgespielt hat entzieht sich meiner Kenntnis. Konnte naturgemäß nichts sehen. Die werkelnden Damen informierten mich hie und da über diverse Maßnahmen, wie jetzt erfolgt die Oberflächenanästhesie, tiefere Lokalanästhesie, der Einschnitt, jetzt wird es ein lautes Geräusch geben, und noch mal,... insgesamt eine halbe Stunde haben sie herumgefummelt. Es war unangenehm, die Injektionen haben geschmerzt, aber insgesamt war alles zum aushalten gewesen.
Ein Pflaster auf die ca. 1 cm lange Schnittwunde, einen Zettel in die Hand gedrückt mit weiteren Anweisungen und schon stand ich wieder draußen. Es hatte geheißen, es dauert bis zu drei Stunden, die Uhr zeigte aber erst 10.30 Uhr.